Reevo Bike im Test: grandioses Design, grenzwertige Technik

Reevo Bike im Test: grandioses Design, grenzwertige Technik – Reevo hatte für den Start der eigenen Fahrräder Indigogo als Plattform gewählt und dort sehr schnell Nutzer gefunden, die bereit waren, für das innovative Konzept eines speichenlosen und dazu noch richtig stylisch aussehenden Bikes Geld zu bezahlen. Fast 2.800 Nutzer weltweit investierten in das Bike und daher war die Funding-Summe recht schnell bezahlt. Danach begannen aber die Probleme, den mit Corona wurden die Lieferketten und die Fertigung extrem unzuverlässig. Die Termine für die Lieferung der Bikes verschoben sich immer mehr. Mittlerweile sind die Modelle aber in Deutschland ausgeliefert und stehen zum Test bereit.

Wir haben uns eines der Modelle vorgenommen und geschaut, was von Crowdfunding in der Praxis übrig geblieben ist. Normalerweise würden wir hier kein E-Bike unter die Lupe nehmen, aber das Reevo Bike hat einen eigenee Sim Karten Slot, daher kann man es durchaus als mobiles Endgerät mit durchgehen lassen. Die Sim ist dabei vor allem als Diebstahlschutz gedacht. Man kann darüber das Bike orten und auch sichern, die Sim ist dabei durch den Akku geschützt. Ist dieser abgeschlossen, kann auch die Sim Karte nicht einfach entfernt werden.

TIPP Im Test hatten wir das Bike einfach mit einer kostenlose Sim Karte betrieben. Das funktioniert ganz gut, man muss aber nicht zwingend eine Sim einsetzen. Das Bike geht auch ohne, im Diebstahl-Fall fehlen dann aber einige Funktionen.

Ein echter Hingucker – die Vorteile des Reevo Bikes

Der größte Vorteil des Reevo Bikes ist auf jeden Fall das Design. Man findet derzeit kein anderes Bike auf dem Markt, dass dieses Form der Räder bietet und insgesamt so interessant aussieht wie dieses Fahrrad.

Reevo hat dazu eine ganze Reihe von Sicherheits- und Ortungsfeatures verbaut, die dafür sorgen sollen, dass das Bike an Ort und Stelle bleibt. Wir haben das Bike dennoch immer mit Schloss genutzt – ein ungsichert aussehendes Bike lädt immer ungebeten Gäste ein, auch wenn man das hinterher orten kann.

Die Beleuchtung (vorn, hinter, auch als Blinker und Bremslicht genutzt) funktioniert gut und macht das Bike auf jeden Fall im Straßenverkehr sichtbar.

Der Akku macht ebenfalls einen guten Eindruck. Er ist abschließbar, bietet Reichweite für etwa 60 Kilometer und hat sich im Test gut geschlagen. Wie sich die Leistung mit der Zeit verändert, kann man aktuell aber natürlich noch nicht sagen.

Auch die App arbeitet gut mit dem Bike zusammen und ist die deutlich bessere Steuerung als der Fingerabdruck-Sensor, der direkt im Bike verbaut ist. Wer das Reevo Bike nutzt, sollte sich also auf jeden Fall auch die Reevo App holen.

Die Kritik am Reevo Bike

Auch der Preis liegt vergleichsweise hoch: das Bike selbst liegt zwar (je nach Ausstatzng) bei etwas über 2.000 Euro, dazu kommen aber noch Lieferung, Zoll und Einfuhr-Umsatzsteuer. Mit diesen weiteren Kosten liegt man schnell bei 3.000 Euro für das Modell und daher sind die Ansprüche doch recht hoch.

Leider erfüllt das Reevo Bike technisch diese Ansprüche kaum. Man hat den Eindruck, dass noch ein oder zwei Jahre Entwicklungszeit dem Bike gut getan hätten um auch die verbaute Technik und das Fahrgefühl auf den Level des Design zu bringen.

Besonders problematisch sind dabei die Bremsen. Das Bike selbst ist bereits sehr schwer und wird mit dem Antrieb auch ziemlich schnell. Die Bremsen sind einfache Felgenbremsen, die damit kaum zurecht kommen. Bergab wird es schon recht schnell schwierig und man traut sich hohe Geschwindigkeiten gar nicht zu, Gefahrenbremsungen im Stadtverkehr sind generell kaum möglich. Das Reevo Bike kratzt damit recht deutlich an der Grenze zur Verkehrstauglichkeit.

Das Fahrgefühl wird dazu davon beinträchtigt, dass das speichenlose Konzept auf einen sehr lauten Antrieb setzt. Egal ob mit oder ohne Motorunterstützung: das Reevo Bike macht Krach und man fällt sehr viel mehr durch die Geräuschkulisse als durch das Bike selbst auf. Dazu kommt ein Rahmen, der eine Einheitsgröße hat und für deutsche Verhältnisse daher an sich zu klein ist. Der Sitz lässt sich zwar in der Höhe verstellen, der Lenker aber nicht. Ab etwa 1.80 Meter Körpergröße fährt man daher nach vorn geneigt und das ist auf längere Strecken eher unangenehm. Es gibt leider auch keine Möglichkeit, dies zu beheben.

Die verbaute Technik hätte wie gesagt noch etwas mehr Entwicklung vertragen. Der Fingerabdruck-Sensor, mit dem man die Modelle auch ohne Smartphone entsperren kann, funktioniert selten gut, die weitere Funktionen am Sensor (mehr Power für den Antrieb und Blinker setzen) sind während der Fahrt kaum zu finden. Der Halterung für das Smartphone möchte man auch kein teures Handy anvertrauen, vor allem auf unebener Strecke hat man das Gefühl, dass Smartphone fällt jeden Moment herunter. Man muss das Handy aber auch nicht aktiv dort nutzen, sondern kann es auch einfach zum Entsperren nehmen und es dann in der Hosentasche verschwinden lassen.

Der Antrieb ist ebenfalls eher ein Ärgernis. Er hat Power und bringt das schwere Bike auf Geschwindigkeit, aber die Steuerung ist selbst nach der Kalibrierung sehr unausgewogen und man findet selten eine Stellung, mit der man richtig gut Cruisen kann. Man merkt dem Bike an, dass es an sich als komplettes E-Bike geplant ist und dann für den Markt in Europa auf Pedelec herunter gerüstet wurde – wirklich ausgereift wirkt das leider ebenfalls nicht.

Im Internet gibt es dazu eher wenig ermutigende Berichte von Tests der Modelle im Gelände und bei nassen Bedingungen. Rostende Schrauben und Probleme mit dem Reifen waren das Ergebnis. Wir haben uns daher den Test gespart und verweisen darauf, dass die Reevo Bikes derzeit eher für den urbanen Einsatz bei schönen glatten Straßen und Radwegen gedacht sind. Dazu ist die Kurzstrecke eher das Revier der Bikes.

Fazit

Wir würde das Reevo Bike derzeit nur für den Einsatz in der Stadt und nur auf der Kurzstrecke empfehlen. Noch besser geeignet ist es, wenn man es gar nicht fährt, sondern nur als Deko im Schaufenster oder für Fotoshootings einsetzt. Größere Strecken und Gelände-Routen würden wir damit auf jeden Fall nicht fahren.

Reevo selbst bietet das Bike nicht mehr an. Die Indiegogo Webseite ist offline, auf der Seite von Reevo selbst gab es nie eine Möglichkeit, das Bike zu bestellen. Vielleicht nimmt man sich die viele Kritik ja zu Herzen, überarbeitet den Ansatz und kommt mit einem fertigen Bike zurück. Wer aktuell ein Bike haben will, findet viele Modelle bei Ebay Kleinanzeigen – auch das spricht dafür, dass die Besitzer nicht unbedingt mit den Bikes zufrieden sind.

Zuletzt aktualisiert: 7. Mai 2023


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5 Gedanken zu „Reevo Bike im Test: grandioses Design, grenzwertige Technik“

  1. Stimmt!
    Das Bike ist der Hass schlechthin! Ich rate jedem davon ab, sich dieses Teil zu kaufen.
    Nur Probleme. Der Ständer ist mit 2 M3 (!!!!) Schrauben und einer M4 Schraube befestigt – natürlich hat es die bei inmitten der Fahrt abgerissen – unfassbar.
    Das ding ist laut und unheimlich hart. Die Bremsen sind wie schon erwähnt eine Voll-Katastrophe! Der Motor greift total ruppig ein, es ist kein flüssiges Fahren möglich. Dazu kommen Software-Bugs, mieser Support und ein schlechter Akku, der bei weitem nicht für 60km (was schon ein Witz ist) reicht.
    Das ding ist unhandlich und sehr schwer – man kann es nur mit einem Trick die Treppen hoch tragen – man kann es einfach nicht festhalten.
    Ich bereue diesen Kauf und den Support dieses “Unternehmens”.

    Antworten
  2. Design einfach klasse, die technischen Features ebenfalls. Leider ist die Geräuschentwicklung tatsächlich recht laut, auf eine Klingel kann man da getrost verzichten. Die Abstufung der Unterstützung ist recht gewöhnungsbedürftig, es geht aber. Um mal kurz zur Eisdiele zu fahren okay, für längere Strecken eher nicht.

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  3. Hallo und guten Abend
    ich habe leider auch 2 Bike s gekauft und es gelingt mir nicht die beiden Bike s mit der APP zu verbinden
    Ja coole s Aussehen aber Technik aus den 80iger schade

    da Ihr ja anscheinend die Bike s zum laufen gebracht habt könnt Ihr vielleicht helfen
    wie ich das mit der APP hinbekomme um wenigstens damit um den Block zu fahren
    danke im voraus Th K

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    • Hi, die Koppelung mit der App ging erfreulicherweise bei uns tatsächlich ohne Probleme (Galaxy S21 und Pixel 7). Das Rad wurde nach dem Einschalten als Bluetooth Gerät gefunden und konnte dann direkt gekoppelt werden. In der App war das Rad dann anwählbar und das klappt bisher auch mehrfach (beim Wechsel auf andere Handys). Wo genau liegt denn bei dir das Problem? Werden die Räder als Bluetooth Device angezeigt?

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